Tipps

 Kulturtipps

Hier möchte ich Ihnen einige Tipps geben,  wie Sie Ihre Passionsblume und viele andere Kübelpflanzen am besten pflegen. Die Informationen beruhen meistens auf eigenen Erfahrungen, deshalb ist es möglich das sie sich von anderen Empfehlungen unterscheiden.

 

Substrat

Ich verwende spezielle Kübelpflanzenerde. Diese besteht aus Torf, Ton und Lavasplit, hat einen pH-Wert von 5,5 und ist mit einem Langzeitdünger aufgedüngt.

Die normale Blumenerde, die in Gartencentern und Baumärkten  erhältlich  ist, hat in den Sommermonaten den Vorteil, dass sie eine gute Wasserhaltefähigkeit besitzt. Dies kann sich aber bei der Überwinterung nachteilig auswirken, da die Erde  dann zu lange feucht bleibt und es zu Wurzelschäden kommen kann. Deshalb am besten Blähton, Legadan, Styromull oder ähnliches zur Bodenlockerung einsetzten. Um Chlorosen durch Eisenmangel vorzubeugen, kann man etwas Torf beimischen; dieser senkt den pH-Wert und das Eisen ist  besser pflanzenverfügbar.

 

Düngung

Passiflora oder Passionsblumen brauchen relativ viele Nährstoffe. Dabei ist nicht die Anzahl der Düngergaben entscheidend, sondern die Menge der ausgebrachten Nährstoffe.

Eine kleine Düngerkunde.

Pflanzen ernähren sich von verschiedenen Nährstoffen. Hauptsächlich werden Stickstoff (N), Phosphor (P), Kalium (K) und Magnesium (Mg) benötigt. Daneben gibt es noch die Spurennährstoffe Eisen (Fe), Mangan (Mn), Kupfer (Cu), Zink (Zn), Bor (B) und Molybdän (Mo), die die Pflanze in kleineren Mengen aufnimmt. Sie dürfen aber keinesfalls fehlen, da es sonst  Mangelerscheinungen auftreten.

Der Gehalt an Nährstoffen in Düngern wird meist mit  drei Zahlen auf den Packungen angegeben: z.B. N-P-K  15-10-15. Dies sind die Prozentzahlen der einzelnen Nährstoffe im Dünger.   Wobei die erste Zahl für Stickstoff (N), die zweite für Phosphor (P) und die dritte für Kalium (K) steht. Manchmal ist noch eine vierte dabei, diese steht dann für Magnesium (Mg). In Ihrem Dünger sollten unbedingt Spurennährstoffe sein, lesen sie deshalb das Etikett vor dem Kaufen.

Nehmen Sie für Passionsblumen und andere Blütenpflanzen keine Dünger mit einem Stickstoffgehalt höher  als der anderer Nährstoffe z.B. 20-5-10-2. Dies führt zu übermässigem Wachstum der Triebe wobei wenige Blütenknospen gebildet werden. Verwenden Sie Dünger, die ein ausgeglichenes Nährstoffverhältnis haben (alle drei Zahlen sind in etwa  gleich, z.B. 15-10-15 oder 8-8-6) oder nehmen sie P-K betonte Dünger, da diese die Blütenbildung anregen.

Ich dünge in der Hauptwachstumszeit (April bis September) abwechselnd einmal wöchentlich mit 15-10-15-2 (ausgeglichen) und 8-15-20-2 (P-K betont).

Ich verwende diese Dünger in einer Konzentration von 0.25 % , dies entspricht 25gr. auf 10l Wasser.

Da mein Dünger 42% reine Nährstoffe hat (15+10+15+2) habe ich in diesen 10l Wasser 10,5 Gramm reine Nährstoffe.

Machen Sie sich doch mal den Spaß und rechnen Sie aus, wieviel Nährstoffe Sie ihren Pflanzen wöchentlich geben.

Einige Passifloren bekommen häufig Chlorosen als Zeichen eines  Eisenmangels. Bei Eisenmangel sind diese Chlorosen relativ leicht zu erkennen: Die Blattadern bleiben am Anfang noch grün während die Blattspreite immer heller wird. Ich  empfehle, vorbeugend einmal im Monat,  bei ersten Anzeichen auch öfter, mit reinen Eisendüngern z.B. Fetrilon oder Sequestren zu düngen. Es gibt auch spezielle Surfiniadünger oder Dünger für Citruspflanzen, die einen höheren Gehalt an Eisen haben, diese können Sie natürlich auch verwenden.

 

Wasser

Im Sommer benötigen Passiflora relativ viel Wasser, vor allem die als Kübelpflanzen verwendeten im Freiland. Bei solchen, großen Exemplaren, die leicht einige m² Fläche beranken können, ist es unbedingt nötig, täglich die  Bodenfeuchtigkeit zu überprüfen. Bei Ballentrockenheit und Welke der ganzen Pflanze werfen die meisten Passifloren die Knospen ab, damit ist dann die Blütenpracht für die nächsten Wochen vorbei.

Bei längeren Schlechtwetterperioden oder gegen Ende des Sommers ist allerdings darauf zu achten, dass keine Vernässung entsteht. Passiflora reagieren empfindlich auf Staunässe.

Auch mögen sie kein hartes Wasser. Der Kalk im Wasser hebt den pH-Wert an und es kommt zur schon erwähnten Eisenfestlegung. Gießen Sie am besten mit Regenwasser; damit umgehen Sie bei den meisten Passifloren die extra Eisendüngung.

 

Standort

Fast alle Passiflora können ohne Probleme in die Sonne gestellt werden, wobei im Sommer eine Schattierung während der heißen Mittagsstunden von Vorteil wäre.

Im Freien sollten Sie einen windgeschützten Platz wählen.

 

Rückschnitt

Sie müssen Passionsblumen nicht zurückschneiden, Sie können!

Meistens steht man vor diesem Problem, wenn die Pflanze im Sommer gut gewachsen ist und nicht mehr in ihr Winterquartier passt.

Passionsblumen sind gut schnittverträglich, das heißt man kann ohne weiteres bis auf 1/3 der Trieblänge einkürzen.

Da viele Passionsblumen in der Überwinterung Blätter verlieren und man im Frühjahr eine kahle Pflanze hat, empfehle ich im Herbst vor dem Einräumen einen leichten Rückschnitt und dann in Frühjahr vor dem Neuaustrieb nochmals einen etwas stärkeren Rückschnitt. Dabei verzweigt  sich die Pflanze und  im Sommer ist sie dann   dicht belaubt .

Da sich bei den meisten Passionsblumen die Knospen an den Triebspitzen der jungen Triebe bilden, beeinflußt ein Rückschnitt im Herbst oder im zeitigen Frühjahr die Blühfreudigkeit nicht!

 

Überwinterung

Grundregel für alle Kübelpflanzen: Je kälter das Winterquartier, desto trockener der Wurzelballen.

Da Passionsblumen leicht Wurzelschäden bei kaltem, feuchten Wurzelballen bekommen, würde ich Ihnen raten, diese Grundregel ernst zu nehmen.

Passionsblumen haben je nach Art/Hybride ein sehr unterschiedliches Temperaturbedürfnis. Manche kann man in einem gerade frostfreien Raum bei 3°C überwintern, während andere schon bei 12°C absterben. Die Mindest Temperatur in der Überwinterung für die jeweilige Pflanze entnehmen Sie bitte den Beschreibungen in der Bestandsliste und auf dem Marktplatz.

Als Raum kommen nur helle, gut lüftbare Räume in Betracht. Ideal sind Wintergärten oder Gewächshäuser, wobei nicht jeder eins besitzen dürfte.

Sie können die Pflanzen auch in ihrer Wohnung überwintern, unmittelbare Heizungsnähe sollte aber vermieden werden, da sonst die Gefahr  einer Spinnmilbeninvasion besteht.

Kellerräume eignen sich meist nicht für die Überwinterung, da Passionsblumen ein hohes Lichtbedürfnis haben und die meisten Arten eine dunkle Überwinterung nicht überleben.

 

Pflanzenschutz

 

Hier stelle ich Ihnen einige Krankheiten, Schädlinge und physiologische Störungen vor, die Ihre Pflanzen befallen können.

Da sich die Zulassung der verschiedenen Pflanzenschutzmittel ständig ändert, habe ich darauf verzichtet hier welche zu nennen. Falls Sie ihre Schädlinge chemisch bekämpfen möchten fragen sie doch einfach in einem Gartencenter nach was zur Zeit erlaubt und  sinnvoll einsetzbar ist

Passionsblumen reagieren stark auf ölhaltige Pflanzenschutzmittel. Deshalb lieber Neemöl oder Sommeröl nicht verwenden. Ich kenne Liebhaber, die nach einem Neemöleinsatz 30 % ihrer Passionsblumensammlung verloren haben!

Falls Sie Neem doch einsetzten wollen, rate ich zu geschroteten Samen: daraus eine Lösung herstellen und spritzen.

 

Krankheiten:

Bodenpilze

  Sie treten bei zu feuchter Erde und Staunässe auf. Die Pflanze welkt rasch, eigentlich sieht sie aus, als ob sie dringend gegossen werden müßte, obwohl das Substrat feucht ist. Die Wurzeln sind glasig und faulig.

Am besten die Pflanze, samt der Erde in die Abfalltonne, nicht auf den Kompost.

Vorbeugend: Darauf achten, dass keine Staunässe entsteht, keine alte Erde wieder verwenden. Auf ausreichende Drainage der Erde achten. Bei der Überwinterung die Töpfe auf eine Isolierung stellen, damit die Wurzeln nicht auch noch unter den kühlen Temperaturen leiden

 

Mehltau

Kommt bei hoher Luftfeuchtigkeit in der Überwinterung vor. Weißlicher Belag auf den Blättern.

Vorbeugend: Lüften, Lüften, Lüften

Backpulver in Wasser auflösen und spritzen soll sehr gut helfen, da habe ich allerdings noch keine eigenen Erfahrungen.

 

Grau-Schimmel

Wird durch den Pilz Botrytis cineria hervorgerufen. Er tritt bei hoher Luftfeuchte und stehender Luft auf. Befallen werden zuerst alte, abgefallene Blätter, die einen grauen Schimmelpilzbelag bekommen, danach wird das gesunde Gewebe. das an den Infektionsherd angrenzt, befallen. Dieser Pilz läßt sich durch Entfernen von abgefallenen Blättern und Blüten, dem verhindern von stehender Luft, zu hoher Luftfeuchtigkeit und einem ausreichendem Platzangebot für die Pflanzen leicht bekämpfen.

 

Rußtaupilze

Ein schwarzer Belag auf der Blattoberseite. Dieser Pilz tritt nur  auf, wenn Insekten wie  Weiße Fliege oder Blattläuse auf den Pflanzen sind. Diese scheiden Honigtau aus, auf dem sich der Pilz ansiedelt. Durch den Lichtmangel, den die Blätter aufgrund des Pilzbelages haben, werden diese gelb und fallen schließlich ab.

Bekämpfen Sie die Insekten und Sie werden auch diesen Pilz los.

 

 

Viecher

 

Weiße Fliege

 

Wer kennt sie nicht, diese lästigen kleinen Fliegen. Sie sind bei ihren Wirtspflanzen nicht sehr wählerisch und treten dann in waren Heerscharen auf!  Ein Glück das bei den Passis nur sehr wenige Arten (vor allem die Australischen) anfällig sind.

Es gibt zwei unterschiedliche Arten von weißen Fliegen (Trialeurodes vaporarorium und Bemisia tabbaci). Sie sehen so gut wie gleich aus, Trialeurodes v. spreitzt die Flügel nach hinten etwas ab und  hat damit einen ehr dreieckigen Körperbau während Bemisia die Flügel diagonal zum Körper hält.....also raus mit den Lupen und nach gesehen!

Beide Arten machen aber die gleichen Schäden: Streß der Pflanze durch die Saugtätigkeit, Honigtaubelag und somit Gefahr von Pilzbefall durch ihre Ausscheidungen und nicht zu vergessesn die Gefahr der Übertragung von Krankheiten – Viren !

Vorbeugend kann man Gelbtafeln aufhängen,  weiße Fliegen ‚fliegen‘ auf die Gelbefarbe und bleiben am Leim der auf den Tafeln aufgebracht ist hängen. Achtung: wenn Sie mit Schlupfwespen die Weiße Fliege bekämpfen wollen.....Schlupfwespen kleben auch sehr gut an Gelbtafeln! Und da sind wir doch schon bei Möglichkeit 2. Nützlingseinsatz mit der Schlupfwespe Encarsia formosa. Sie legen ihre Eier in die Larven der weißen Fliege und die Schlupfwespenlarve frißt die Fliegenlarve dann auf . Dazu braucht man mindestens eine Temperatur von über 20°C und 70%Luftfeuchte. Schlupfwespen brauchen auch relativ viel Licht mindestens 7000 Lux sollten es schon sein – deshalb ist eine Ausbringung von Schlupfwespen im Winter nicht sehr sinnvoll.

 

Trauermücken

Hier sind es die Larven die besonders an Keimlingen und Stecklingen die Wurzeln anfressen. Die Larven fressen häufig alle jungen Wurzeln ab so das der Steckling abstirbt.

Trauermückenlarven lieben feuchte Erde. Da man aber in der Vermehrung das Substrat nicht austrocknen lassen darf hat man ein kleines Problem Die einfachste Lösund sind Nematoden. Diese sehr kleinen Fadenwürmer der Gattung Steinernema fressen die Larven der Trauermücken auf. Ich verwende Steinernema wenn ich einen Trauermückenbefall in der Vermehrung habe. Es ist nicht ganz billig – aber Wirkungsvoll!

 

Blattläuse

Sie schädigen die Pflanzen durch ihre Saugtätigkeit, die Honigtauausscheidungen und die Gefahr der Krankheitsübertragung. Starkbefallene Pflanzen haben oft deformierte Blätter und Triebe. Robuste Pflanzen einmal die Woche kräftig mit dem Wasserschlau abspritzen. Man hat zwar dann immer noch einen kleinen Befall, aber dieser hält sich in Grenzen. Als Nützlinge werden verschiedene Schlupfwespen, Florfliegenlarven und räuberische Gallmücken eingesetzt.

 

Wolläuse

Extrem lästig! Wolläuse sind schwer zu bekämpfen. Sie halten sich bevorzugt an engen – schwer zu erreichenden Stellen auf. Es gibt nur wenige Mittel die man einsetzen darf und die sind fast alle nur im Erwerbsgartenbau zugelassen. Ölhaltige Mittel wie Neem- oder Rapsöl vertragen wieder nicht alle Pflanzen....

Bei wenigen Pflanzen dürfte das regelmäßige Absuchen noch das wirkungsvollste sein. Für Blattachseln und andere enge Zwischenräume einen Zahnstocher oder ähnliches verwenden. Achtung: Wolläuse sitzten auch unter Topfrändern oder auch am Pflanzenstiehl unter der Erde!

Als Nützling kann man Florfliegenlarven oder den Australischen Marienkäfer einsetzen. Die Larve des Käfers sieht fast wie eine Wollaus XXL aus, ist aber viel schneller als diese. Der Käfer ist aber extrem wärme und Lichtbedürftig, deshalb ist ein Einsatz nicht immer sinnvoll.

 

Spinnmilben

Sind kleine etwa 0,5 mm große Tiere. In der Farbe können sie von hellgelb über grün bis zu rot sein.

Der Befall ist am leichtesten an den weißen Pünktchen auf der Blattoberseite zu erkennen. Diese entstehen durch die Saugschäden der Spinnmilben. Auf der Blattunterseite erkennt man dann die Tiere. Bei einem starken Befall sieht man zwischen den Pflanzenteilen feine Gespinnste.

Spinnmilben bevorzugen heiße, trockene und sonnige Standorte. Eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit durch Wasserverspritzen und vermeiden von Zugluft sind gute Möglichkeiten einen Befall zu mindern.

Im Gartenbau hat sich der Einsatz der Raubmilbe Phytoseiulus persimilis gegen Spinnmilben bewährt. Wie der Erfolg damit auf der Fensterbank aussieht ist mir nicht bekannt.

 

Viren

Ich habe vor ein paar Jahren eine kleinen Artikel zu diesem Thema in der Passiflorunde veröffentlicht. Leider habe auch ich in der zwischenzeit etwas resigniert und habe einige Passionsblumen in Kultur die offensichtlich Symptome eines Virenbefalls zeigen. Es dürfte ein großteil der Pflanzen träger von Viren sein, nur kommt es bei einigen Sorten nicht zum Ausbruch der Symptome.

Hier der Text des Atikels:

 

Na, auch etwas virös?

Wer kennt es nicht? Man kauft  im Sommer eine wunderschöne Passiflora von genau jener Art, die man schon lange gesucht hat. Endlich befindet sie sich in der gehegten und gepflegten Sammlung, doch sobald die Temperaturen sinken und das Licht schwächer wird bekommt die Pflanze gelbe Flecken auf den Blättern; auch sind die neuen Blätter deformiert und das Wachstum stockt mehr als es von der Temperatur Absenkung kommen dürfte. Bei der Überwinterung zeichnet es sich immer mehr ab, dass die Pflanze keinen Frühling mehr erleben wird.

Was hat man falsch gemacht? Sehr wahrscheinlich überhaupt nichts! Da war wohl ein Virus am Werk!

Das Ganze nennt man unter Gärtnern “Maskierung”. Das heißt: Solange die Pflanze optimale Wachstumsbedingungen hat zeigen sich keine Symptome einer Virusinfektion. Erst wenn die Pflanze durch was auch immer geschwächt wird, treten erste Anzeichen dafür auf.

Es gibt einige Viren die Passifloren befallen und je nach Art des Virus zeigen sich mehr oder weniger starke Symptome, die im schlimmsten Fall mit dem Absterben der ganzen Pflanze enden. Typische Symptome wären zum Beispiel gelb gesprenkelte Blätter, deformierte Blätter und Triebspitzen, sowie verzögertes Wachstum. Die einzelnen Passiflora-Arten und Hybriden sind unterschiedlich anfällig für einzelne Viren.

Da ich Praktiker bin, möchte ich diejenigen unter uns, die Näheres über die einzelnen Viren erfahren möchten, an den Artikel von Herrn Kugler in Heft 1/97 der Passiflorunde verweisen.

Das große Problem ist die Bekämpfung der Viren: Sie ist nämlich nicht möglich! Das ist hart ausgedrückt, aber leider wahr. Das Inaktivieren der Viren durch eine Hitzebehandlung der Pflanzen mit anschließender Meristemvermehrung wird wohl keine Firma aufgrund der geringen Stückzahlen, die anschließend von den Pflanzen verkauft werden, durchführen. Hier spielt der Kostenfaktor eine große Rolle! Eine Schutz-Impfung, ähnlich wie bei Menschen, gibt es für Pflanzen leider nicht.

Was bleibt für den Gärtner oder den Passiflorenliebhaber?

Vorbeugen!

Leider muß ich hier meinen Gärtnerkollegen und auch den Liebhabern die rote Karte zeigen. Bestände, in denen 50% der Pflanzen schon Anzeichen eines Virenbefalls aufweisen, werden mit den Worten “Sie sind ein bißchen virös” verkauft! Leider gibt es hier kein “bißchen”! Nur hop oder top, ja oder nein, schwarz oder weiß.

Deshalb sollten ein paar Regeln beachtet werden.

Am besten ist es, sich eine gesunde Sammlung aufzubauen, indem man nur Pflanzen aus virenfreien Beständen kauft. Da von einigen Passiflora-Hybriden nur befallene Pflanzen auf dem Markt bzw. in den Sammlungen sind, kann sich das aber als unmöglich herausstellen. In diesen Fällen muß man sich entscheiden, ob die Art/Hybride die Sammlung vergrößern soll und dafür ein Virus in Kauf genommen wird oder ob man lieber auf die Pflanze verzichtet. Bei einigen Raritäten fällt die Entscheidung ziemlich schwer! Zu meiner Schande muß ich gestehen, dass auch ich schon offensichtlich viröse Pflanzen gekauft habe ( Tacsonien bekommt man halt nicht an jeder Ecke!).

Da Viren auf unterschiedliche Weise übertragen werden können, sollte man versuchen dies zu verhindern.

Beim Stecklingsschnitt werden durch die Verletzung der Zellen alle Materialien (Messer, Kisten...) und auch die Hände, die mit dem Zellsaft in Verbindung treten, zu  Überträgern.  Wie man sich leicht vorstellen kann, kann sich das katastrophal für den Bestand auswirken.

Deshalb nach jeder Art oder, besser noch, nach jeder Pflanze, die Messer in eine Desinfektionslösung legen  oder in Spiritus tauchen und abbrennen. Auch die Hände desinfizieren ( z.B. mit Sterilium). Dies ist auch bei Kulturarbeiten wie dem Entfernen von Trieben oder Blättern, oder beim Rückschnitt der Pflanzen zu beachten.

Die Kisten, in die die Stecklinge nach dem Schneiden gelegt werden, sollte man am besten mit einer Plastikfolie auslegen, die man nach jeder  Art erneuert. Das Ganze ist aufwendig, aber immer noch besser, als weitere 5 Arten zu infizieren.

Da sich die Viren schon bei der gegenseitigen Berührung der Pflanzen miteinander übertragen können, ist eine getrennte Kultivierung von offensichtlich infizieren Pflanzen und “gesunden” anzuraten

Die Regel, dass Samen virenfrei seien und somit aus Samen gezogene Pflanzen auch, ist falsch . Es sollten nur Samen von virenfreien Pflanzen geerntet werden. Es muß nicht sein, dass sich die Viren, mit denen die jeweilige Passiflora befallen ist, über Samen übertragen, aber sicher ist sicher!

Desweiteren sollten die  Pflanzen keinesfalls mit Tabak in Kontakt kommen. Leider hat sich gezeigt, dass einige Viren, wie das Tabakmosaikvirus, die einen sehr breiten Wirtskreis haben, auch noch im Zigaretten-Tabak infektiös sind.

Keine Zigaretten oder ähnliches im Bestand!

Falls Sie eine automatische Bewässerung haben, die das überschüssige Wasser wieder auffängt ( z.B. Ebbe-Flut, oder auch Mattenbewässerungen) möchte ich Sie darauf hinweisen, dass manche Viren auch über das Gießwasser oder die Düngerlösungen übertragen werden können.

Befallene Pflanzen sollten nicht auf den Kompost, sondern in den Müll geworfen werden. Bei der Kompostierung ist leider keine Garantie gegeben, dass alle Viren vernichtet werden. Somit würde der Kompost unbrauchbar für eine weitere Verwendung. Auch Töpfe, Etiketten oder Bambusstäbe, die mit der Pflanze Kontakt hatten, sollten vernichtet oder desinfiziert werden.

Das größte Problem ist allerdings die Verbreitung durch Schädlinge. Vor allen Dingen Thripse aber auch weiße Fliegen und Blattläuse sind Überträger von Viren und Bakterien. Durch ihre Saugtätigkeit nehmen sie evtl. belasteten Pflanzensaft auf und tragen diesen bei ihren Wanderungen auf benachbarte Pflanzen, wobei diese dann bei einer erneuten Nahrungsaufnahme der Schädlinge infiziert werden können. Deshalb ist es von besonderer Wichtigkeit auf eine konsequente Schädlingsfreiheit des Bestandes zu achten.

Bei den Schädlingen hat sich gezeigt, dass vor allem Thripse und hier besonders der kalifornische Blütenthrips ( Frankliniella occidentalis) zu den Hauptüberträgern von Viren gehören.  Die Bekämpfung ist allerdings alles andere als leicht. Er heißt nicht umsonst Blütenthrips! Dieses  sehr schlanke, max. 1,5mm große, dunkel gefärbte Insekt lebt zwischen den Blütenblättern und ist somit bei Spritzungen nur sehr schwer zu treffen. Es verursacht durch seine Saugtätigkeit Verkrüppelungen an den Blüten, sowie weiß-silbrige Flecken auf den Blättern und den Blüten. Leider ist dies, wie bereits oben erwähnt, nicht alles. Um einen frühzeitigen Befall zu erkennen, hat sich neben der regelmäßigen Bestandskontrolle durch das Abklopfen der Blüten auf ein Blatt Papier, auf das evtl. vorhandene Schädlinge fallen, das Anbringen von Blautafeln bewährt. Blautafeln sind, wie der Name schon sagt, blau und mit einem Leim behaftet. Diese Tafeln hängt man möglichst dicht über oder im Pflanzenbestand auf. Thripse lieben die Farbe Blau, deshalb ist es relativ leicht festzustellen, ob Tiere in ihrem Bestand sind. Diese bleiben am Leim kleben. Leider sind  Blautafeln bei Thripsen oder Gelbtafeln bei weißen Fliegen nicht zur Bekämpfung geeignet. Sie reduzieren zwar den Bestand der Schädlinge, aber nicht soweit, dass die Vermehrung der Schädlinge gestört würde. Sie dienen somit nur einer Befallskontrolle.

Der Einsatz von Nützlingen ist eine sehr gute Sache, aber leider nicht für eine komplette Vernichtung der Schädlinge ausreichend. Kein Nützling vernichtet seine Nahrungsgrundlage vollständig. Deshalb bleiben immer ein paar Schädlinge übrig, die dann weiter Viren verbreiten können.

Anzuraten wäre ein Einsatz von chemischen oder auch biologischen Pflanzenschutzmitteln. Allerdings ist die Verwendung und auch die Stärke des eingesetzten Präparats mit dem eigenen Gewissen abzuklären. Entweder die chemische Keule, die relativ schnell alles löst oder die etwas langsamere biologische Methode? Diese Entscheidung kann Ihnen keiner abnehmen. Wichtig wäre nur die vollständige Schädlingsfreiheit ihres Bestandes.

Es wäre auch anzuraten, auf Unkräuter und Gräser zu achten. Diese sind Rückzugsmöglichkeiten für Schädlinge, können aber auch Träger von Viren sein. Deshalb in Gewächshäusern, Wintergärten oder ähnlichem auf Unkrautfreiheit achten, um eine ständige Infektionsquelle auszuschalten.

Da ich mir durchaus bewußt bin, dass so gut wie kein Liebhaber in der Lage oder willens sein wird, alle oben genannten Ratschläge zu berücksichtigen, bin ich mir auch klar darüber, dass es in Zukunft immer mehr Virosen bei unseren Passifloren geben wird. Vor allen Dingen werden die Hybriden stark in Mitleidenschaft gezogen werden, da es von diesen nur eine Ursprungspflanze gibt und falls diese Viren hat.....

Bleibt mir nur noch zu hoffen, dass wenigstens unsere Gärtnereien, die sich auf Passiflora spezialisiert haben, ihre Verantwortung gegenüber diesem Problem erkennen und sich entschließen etwas dagegen zu unternehmen.

Unternehmen Sie doch auch etwas! Schließlich möchten sie ja auch gesunde Pflanzen kaufen oder von einem Bekannten bekommen. Aber glauben sie mir: auch ihre Bekannten freuen sich über gesunde Pflanzen von ihnen!